phelotom

Fingierte Fangstricke

Phelotom LXXXI

Feindschaft nicht einmal zu verstehen – das ist die Heuchelei einer Zeit, in der die Verlierer von vornherein feststehen; und beide Parteien schlagen sich auf die Brust. Sie haben Unrecht, denn sie kämpfen ja, und doch verraten sie die Wahrheit: Was ebenso feststeht, ist, dass es nichts mehr zu gewinnen gibt.

Phelotom LXXX

Ausreden lassen Rausreden. Mit jemandem ins Wort gehen, geht nicht, ohne ins Wort zu fallen, einander.

Phelotom LXXIX

Jedes Lied, das den Saal nicht leert, riecht nach Kommerz. Revolution ohne Versammlung sei nicht denkbar? Erst, wenn die Warenwelt brennt, werden wir uns versammeln, und sie zündet sich selber an.

Phelotom LXXVIII

Das falscheste aller Temperamente: stets bekümmert, nie verzweifelt, wieso auch. Alles bietet sich dar als Problem, das Probleme gebiert; der Geist ist begiert, alle Täuschungen aufzulösen. Das Glück ist ein Honigtopf hinter Hindernissen, und die werden behutsam abgebaut. Die Unerschütterlichkeit, mit der solche Geister ausziehen, um nie anzukommen, darf mit keiner Stärke noch Schwäche verwechselt werden: Aus dem Beil der Guillotine hat sie Reißzwecken geschmiedet; ihr Schlachtruf tönt schauerlich in jedem Ohr, das auf Rettung lauscht: »Runterbrechen!«

Phelotom LXXVII

Menschen sind Medizin, doch wer weiß sie zu dosieren? Isolationshaft verkommt zur Idylle im Angesicht dieser Ungesichter.

Dem Begriffsstudio vorgeschlagen

Morbide Daten

Phelotom LXXVI

Was sagen die zu Grunde Gegangenen? Bei uns kann man vom Boden essen.

Keine Experimente!

Die Angst vor dem Scheitern hat das Gelingen gänzlich aufgezehrt.

Der nur spielen will, ist immer ein Hund.

Die nur bis zu den Zehen hineingehen, will ich nicht begleiten, nur: überspringen.

Phelotom LXXV

Den Rahmen zwängen oder sich in ein Schema sprengen lassen.

Phelotom LXXIV

Sich die Blöße wie die Kugel geben, sein letztes Hemd an die Faust hängen, auf die man wie auf seinen Augapfel passt.